Theater ist eine lebendige Kunstform in Raum und Zeit.
Von den Proben bis zur Aufführung und von einer Aufführung zur nächsten war es natürlich ein weiter Weg. Am Beispiel: Entführung - Tanz der Salamandra - könnt Ihr sehen, wie unterschiedlich sich ein und die selbe Szene entwickelt hat. Bei der Probe war der Tanz von der Geschichte her improvisiert. Zur Premiere war der Tanz frisch choreographiert von Leonid Markow. Am nächsten Tag sah das ganze dann schon wieder anders aus und in der Ukraine erst ...
Bei der Suche nach einem geeigneten Partner für die Kooperation hatten beide Theater sehr aufmerksam gesucht und waren sich sicher, dass sie gut zusammen passen würden:
beide sind mobile Theater mit regelmäßigen Tourneen
beide Theater gibt es schon ziemlich lange (seit den 1980ern)
beide Theater arbeiten mit professionellen Schauspielern und arbeitsteilig (Regie, Choreographie, Komponist, Autor, ...)
beide Theater verstehen sich als experimentelle Theater die für ein breites Publikum spielen
Und doch gab es Unterschiede:
"Die beiden Gruppen verstehen etwas unterschiedliches von Theater. Die deutschen sind daran interessiert, die Wandlung einer Figur zu zeigen. Den Ukrainern geht es um die Wahrheit der Figur." - Axel Tangerding
"Das Theater ist eine Diktatur in die sich der Schauspieler freiwillig hineinbegibt" Pjotr Boiko
"Warum arbeiten wir demokratisch? Nicht weil es schneller geht, oder die Ergebnisse besser sind, sondern weil wir gern so so mit Menschen umgehen." - Klaus Maier
"Der Unterschied in der Arbeit ist nicht ein Unterschied der Kulturen Ukraine/ Deutschland, sondern ein Unterschied der Kulturen Stadttheater/ Freie Theater." - Uwe Weber
"Die Ukrainer arbeiten nach Chekov, die Deutschen nach einem Mix von Strasberg, Boal und Johnstone, ..." - Sabine Barth
Die Ressourcen der Theater waren unterschiedlich und die Vorstellungen von einer Kooperation: Für die Ukrainer war es eine Möglichkeit etwas neues kennen zu lernen und viel Geld zu verdienen, für die Deutschen Schauspieler ein Benefiz-Abenteuer.
Verschiedene wirtschaftliche, politische, soziale und interkulturelle Faktoren wirkten fleißig auf das Projekt ein.
Glücklicherweise waren Funktionsrollen nicht doppelt besetzt (z.B. zwei Choreografen, die zusammenarbeiten wollen), sonder ergänzend: Der Regisseur war Ukrainer, der Komponist Deutscher, der Choreograf Ukrainer, der Supervisor Deutscher und alle Schauspielrollen gleichmäßig verteilt. So war die Auseinandersetzung konstruktiv und in ihrer Herausforderung fruchtbar - wir brauchten uns gegenseitig. Ohne supervisorische Begleitung wäre der Prozess nicht so glatt abgelaufen - denken die, die sich einen Supervisor geleistet haben.
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